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Newsletter Nr. 07 vom 20.07.2023

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Macht Ernährungsbildung eigentlich noch Sinn am Ende des Lebens, wo die alltäglichen Gewohnheiten so bequem geworden sind wie gut eingetretene Hausschuhe? Das Leben ist doch zum allergrößten Teil gelebt ... Muss man Seniorinnen und Senioren noch mit dem Anspruch belästigen, sie sollten „gesund“ essen und trinken?“, so die provokante Frage eines Mittvierzigers im Bekanntenkreis. Wer so fatalistisch fragt, hat eine statische Vorstellung vom Alter und kann sich weder vorstellen, dass auch ältere Menschen noch neugierig sind, dazulernen möchten und Spaß haben an neuen (Geschmacks-)Erlebnissen, noch, dass sie einen Nutzen von Ernährungsbildung haben könnten.

Ich schildere das Beispiel des schockierten älteren Herrn, der nachts bemerkt hatte, dass seine Frau nicht mehr neben ihm lag. Er fand sie in geistig verwirrtem Zustand auf dem Dachboden, wo sie nach einer Dose Erbsen­suppe gesucht hatte. Eine simple Dehydratation war die Ursache. Sie hätte durch rechtzeitige Aufklärung darüber, dass das Durstgefühl im Alter nachlässt, der Wasserbedarf aber gleichbleibt und deshalb nicht auf das Durstgefühl gewartet, sondern regelmäßig über den Tag verteilt trinken getrunken werden sollte, leicht vermieden werden können.

Im Alter nimmt der Einfluss äußerer Signale (z. B. Werbung) auf das Essverhalten ab. Es wird vermehrt durch stärkere Wahr­nehmung innerer Signale und durch bewusste und rationale Entscheidungen bestimmt. Hier kann Ernährungs­bildung gut andocken: Individuelles Ernährungs- und Erfahrungswissen kann durch belegte Fakten ergänzt, die Ernährungs- und Küchenkompetenz kann erweitert und über gesellschaftliche Zusammenhänge kann aufgeklärt werden, z. B. über nachhaltigen Konsum. Zudem haben ältere Menschen in der Regel ein hohes Interesse daran, möglichst lange selbstbestimmt zu leben – und eine bedarfs- und bedürfnis­gerechte Ernährung trägt dazu bei, z. B. kann sie Heilungs- und Regenerations-prozesse verbessern.

Für Tischgäste eines offenen Mittagstisches, z. B. in einem Seniorenheim, kann Ernährungsbildung ganz nebenbei stattfinden, insbesondere, wenn kleine Impulse von außen gesetzt, ein Austausch angeregt oder Aktivitäten zum Thema Ernährung angeboten werden. Zudem macht das Erleben von Gemeinschaft Freude, erhöht die soziale Teilhabe und wirkt so auch der Vereinzelung und Vereinsamung im Alter entgegen. Diese geht oft auch mit Fehl- und Mangelernährung einher.

Wenn Sie ältere Menschen verpflegen und/oder einen offenen Mittagstisch für Seniorinnen und Senioren anbieten (möchten), lassen Sie sich inspirieren durch unsere neue Handreichung „Gut begleitet – so kommt Ernährungsbildung an den Mittagstisch!“ – den Link finden Sie unten in unserem Juli-Newsletter. Die Broschüre liefert viele kreative Ideen für die praktische Umsetzung von Ernährungsbildungsangeboten und Praxisbeispiele aus der Zusammenarbeit mit Mittagstischanbietern.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie, falls Sie im Alter nicht mehr zuhause leben können, von einer ernährungs­bildungs­kundigen Einrichtung verpflegt werden. Es darf vermutet werden, dass in einer solchen Einrichtung auch die Verpflegung nachhaltiger, bedürfnis- und bedarfsgerechter sowie auf leckere Weise kreativ ist. Vielleicht erfährt das der oben genannte Mittvierziger auch eines Tages noch.

Ihre

Dr. Stefanie Gerlach
Landeszentrum für Ernährung an der
Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL)
www.landeszentrum-bw.de

 

 

 

Veranstaltungstipp: Online-Fachtag „Vermeidung von Lebensmittelver-schwendung in Schulmensen“

In Schulen landet durchschnittlich mehr als ein Viertel der Speisen im Müll. Sie wollen etwas dagegen tun? Nehmen Sie an unserem kostenfreien Online-Fachtag zum Tag der Schulverpflegung am 16.11.2023 teil und erfahren Sie, wie Sie Lebensmittel-verschwendung in der Schulmensa vermeiden können. Es erwarten Sie praxisnahe Vorträge und Tipps zur gemeinsamen Aufarbeitung des Themas in der Schule. Anmeldeschluss ist der 02.11.2023.


 

Veranstaltungstipp: 30. Ernährungsfachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Baden-Württemberg

Die „frei von“-Bewegung der letzten Jahre hat das Thema „Intoleranzen und Allergien“ wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung gebracht. Diesem Thema widmet sich die 30. Ernährungsfachtagung der DGE-BW e.V. an der Universität Hohenheim am 14.09.2023. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit der Abgrenzung zwischen „gefühlt“ und „diagnostiziert“, beleuchtet aber auch die Praxis in Gemeinschaftsverpflegung und Ernährungsberatung. Die Anmeldung ist ab sofort möglich.


 

Veranstaltungstipp: Bundesweite Aktionswoche „Deutschland rettet Lebensmittel!“

Mit dem Schwerpunkt „Kochen und Essen nach Maß“ fördert die Initiative „Zu gut für die Tonne!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung und passende Portionsgrößen. Sowohl Aktionen für den Privathaushalt als auch für Kantinen und Mensen sind gefragt! Informations- und Unter-stützungsmaterialien können bis 03.08.2023 bestellt werden. Wie in den Vorjahren findet parallel zur bundesweiten Aktionswoche auch die landesweite Aktionswoche „Lebensmittelretter – neue Helden braucht das Land“ statt.


 

Veranstaltungstipp: Bonner Ernährungstage

Zwei Tage geballtes Wissen, Inspiration und Austausch: Am 30.08.2023 starten die
7. Bonner Ernährungstage mit der DGE-Arbeitstagung „GV im Aufbruch – mit Rücken-wind in die Zukunft?“ am Wissenschaftszentrum Bonn. Anschließend beleuchtet das BZfE-Forum am 31.08.2023 das Thema „Ernährungsarmut in Deutschland – sehen, verstehen, begegnen“. Die Anmeldung zur Teilnahme vor Ort oder per Live-Stream ist ab sofort möglich.


 

Medientipp: Ergebnisbroschüre „Gutes Schulessen mit kommunalem Konzept – nachhaltig und biozertifiziert“

Im Rahmen des Projekts „Gutes Schulessen mit kommunalem Konzept – nachhaltig und biozertifiziert“ wurden auf kommunaler Ebene Verpflegungskonzepte für die Schulverpflegung erarbeitet. Ein Fokus lag dabei auf der Erhöhung des Bio-Anteils in der Schulverpflegung. In der Broschüre werden die Ergebnisse des Projekts vorgestellt und Empfehlungen für die Praxis gegeben. Jetzt kostenlos herunterladen!


 

Medientipp: Neue Broschüre für Akteurinnen und Akteure in der Senioren-verpflegung: „Gut begleitet – so kommt Ernährungsbildung an den Mittagstisch“

Wer gemeinsam isst, spricht meist ganz automatisch über das Thema Ernährung. Anbieter von Mittagstischen für Seniorinnen und Senioren können ohne großen Aufwand ein attraktives Zusatzangebot für ihre Essensgäste schaffen. Die Broschüre liefert dafür wertvolle Ideen und Impulse für die praktische Umsetzung von Ernährungs-bildung, z. B. mit einer Ausstellung zu Hülsenfrüchten mit Rezeptideen und Quiz, mit Getränkestationen zum Informieren und Probieren verschiedener Durstlöscher.


 

Infotipp: Kooperationen des Landeszentrums für Ernährung

Aus dem Vernetzungsauftrag des Landeszentrums für Ernährung sind in den letzten Jahren viele Kooperationen hervorgegangen, wie beispielsweise die „Bio kann jeder“-Workshops mit der FiBL Projekte GmbH des Bundesprogramms Ökologischer Landbau. Mit wissenschaftlicher Begleitung der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd entstand außerdem die praxisnahe Bildungsmaterial-Reihe „Auf die Plätze, fertig, GO!!!“ Die gelungenen Ergebnissen zeigen: Zusammen erreicht man mehr!


 

Infotipp: Ernährungswende in der Region: Modellprojekte gesucht

Mit dem Wettbewerb will das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) innovative Konzepte für eine gesunde und nachhaltige Ernährung vor Ort fördern. Der Dialog mit der Gesellschaft, ein Vorbildcharakter sowie die Übertragbarkeit auf andere Regionen stehen im Fokus. Städte, Gemeinden und Landkreise, aber auch gesellschaftliche Initiativen sowie privatwirtschaftliche Organisationen können ihre Projektskizzen bis 04.09.2023 einreichen.


 

Infotipp: „Hätten Sie‘s gewusst?“ – Spannende Fragen und Antworten zur Landwirtschaft

Wie viele Eier legt eine Legehenne? Braucht Grünkohl wirklich Frost? Was ist der Unterschied zwischen Winter- und Sommergetreide? Und wie lange leben Rind, Schwein, Schaf und Huhn? Bemerkenswerte Fakten, ein spannendes Quiz und anschauliche Infografiken bringen kurz und verständlich Wissen rund um unsere Landwirtschaft auf den Punkt.


 

Infotipp: Stillen: Tipps für einen guten Start in einfacher Sprache

Viele Mütter wollen ihr Kind stillen, sind aber unsicher, ob es klappt. Der Beitrag bietet wichtige Tipps und Informationen für (werdende) Mütter, die mehr zum Stillen wissen wollen oder Fragen wie „Soll ich beim Stillen sitzen oder liegen?“ haben. Anhand von Bildern wird anschaulich gezeigt, wie es mit dem Stillen klappt. Der Text in Einfacher Sprache zum Lesen und Hören gibt die wichtigsten Informationen.


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